13.06.2019
Geschäftsmodelle & Nachhaltigkeit
Detailbetrachtung der Geschäftsmodellanalyse im SREP
Für eine umfassende Beurteilung der Risikosituation der Institute, anhand der Bewertung der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und der Nachhaltigkeit der Strategie, wird das Risikoprofil eines Instituts unter Verwendung quantitativer und qualitativer Informationen analysiert und auf dieser Basis eine zukunftsorientierte Bewertung der Risiken durchgeführt.
Die quantitative Analyse des Geschäftsmodells im SREP geht deutlich über die bekannten, stark qualitativ geprägten Anforderungen der MaRisk hinaus, da aufsichtlich definierte Key Indicators dazu benutzt werden, den Teilbereichen der Geschäftsmodellanalyse einen konkreten Scorewert zuzuweisen.
Die europäische Bankenaufsicht (EBA) nutzt dazu eine Liste von 21 Risikoindikatoren (KRI), welche über das Risk Dashboard der EBA abrufbar sind.
Es handelt sich dabei z.B. um:
- aufsichtliche Eigenkapitalquoten nach Basel III
- NPL-Ratio, Forbearance Ratio
- Return on Equity (RoE), Return on Assets (RoA)
- Cost Income Ratio (CIR),
- Liquidity Coverage Ratio (LCR)
Neben den 21 Haupt-Risikoindikatoren der Aufsicht wird eine Vielzahl weiterer KRI erhoben und zugehörige Schwellenwerte definiert, um Verschlechterungen und Ausreißer – speziell im Vergleich zur Peergroup – zu analysieren.
Der Peergroup-Vergleich wird vorgenommen, um Auswirkungen von Größe und Komplexität der jeweiligen Institute auf das Geschäftsmodell und das Risikoprofil zu berücksichtigen.
Schwerpunkte der SREP-Geschäftsmodellanalyse (Business Model Analysis)
Im Rahmen der ersten Einschätzung des Instituts anhand vorgenannter KRI und der Festlegung seiner Schwerpunktbereiche, werden die wichtigsten Geschäftsfelder, Niederlassungen, Länder und Produkte analysiert und darauf aufbauend die Schwerpunkte der Geschäftsmodellanalyse festgesetzt. Die Auswertung früherer Untersuchungsergebnisse und ggf. vorhandenen Feststellungen dienen der Aufsicht als weitere Möglichkeiten die Schwerpunkte der Analyse festzulegen.
Anhand der Beurteilung des Geschäftsumfeldes des Instituts erstellt die Aufsicht einen umfassenden Überblick über makroökonomische Entwicklungen, mikroökonomische Gegebenheiten des Geschäftsumfeldes, sowie die strategischen Stoßrichtungen der Peergroup des Instituts. Ebenso spielen (Mega-)Trends eine wesentliche Rolle im aufsichtlichen Prüfungsprozess, da daraus erhebliche Veränderungen des bestehenden Geschäftsumfeldes und damit des Geschäftsmodells einhergehen können.
Die Aufsicht prüft daraufhin das aktuelle Geschäftsmodell quantitativ anhand von z.B. Ertragsquellen und -konzentrationen, und qualitativ z.B. anhand von externen und internen Abhängigkeiten, der Qualität und der Güte der zur Verfügung stehenden IT-Plattformen und der Wettbewerbsstärke des Instituts im Vergleich zur Peergroup.
Die Beurteilung der Geschäfts- und der strategischen Risiken erfolgt anhand der Einschätzung der aktuellen Tragfähigkeit des Geschäftsmodells, unter dem Aspekt der Generierung ausreichender Erträge in den nächsten zwölf Monaten.
Für die Beurteilung werden hierbei unterschiedliche KRI, wie z.B. return-on-equity (ROE), cost-of-equity (COE), RORAC, RAROC, oder die Finanzierungsstruktur und der definierte Risikoappetit des Instituts herangezogen.
Die Nachhaltigkeit der Strategie wird durch die Aufseher unter dem Aspekt der Generierung ausreichender Erträge in den kommenden drei Jahren geprüft. Grundlage dieser Prüfung bilden die vorhandenen strategischen Pläne und Planungsrechnungen, sowie eine Untersuchung des Risikogehalts der Strategie. Im Fokus steht dabei eine Plausibilitätsprüfung der getroffenen Annahmen, der Komplexität der Planannahmen im Vergleich zum Status Quo, und dem Risikoniveau, sowie die ausreichende Berücksichtigung von (Mega-)Trends in der strategischen Planung.
In der abschließenden Bewertung der Anfälligkeit des Geschäftsmodells werden die Strategie, die strategischen Erfolgsfaktoren und die resultierenden Planungsrechnungen auf vorhandene Schwachpunkte hin untersucht. Als mögliche Schwachstellen werden hier das Vertrauen in eine unrealistische Strategie, oder eine extreme Abweichung der Planergebnisse vom Status Quo untersucht.
Fazit
Die Institute werden den einseitigen Blick auf die Key Performance Indicators erweitern müssen und somit die Key Risk Indicators der Aufsicht als zusätzliche Komponente auch in das Blickfeld der Banksteuerung bringen.
Wie es den Instituten gelingen kann, neben der Verbesserung der relevanten KPI auch die Einhaltung der aufsichtlichen KRI zu erreichen und wie sich die Banksteuerung künftig stärker als bisher an den aufsichtlichen Rahmenbedingungen orientieren kann, erfahren Sie detailliert in unseren Beiträgen zum Thema mehrdimensionale Gesamtbanksteuerung.